Hi Leute,
bin mit Bauchweh in dieses Rennen gegangen, nach den Prolog-Rennen ohne eine Zielankunft auch kein Wunder. Ich mag den Escort, der Escort mag mich nicht.
Im Quali liefs dann eigentlich sehr gut, eine 1:48.0 ließ dann doch neben der Ergatterung des 7ten Startplatzes auf Server 1 auch noch ein Quäntchen Optimismus zu.
Der Startvorgang ist - gelinde gesagt - nach einer Saison Pontiac, äh, na sagen wir mal, etwas gewöhnungsbedürftig mit dem Escort unter langem 1. Gang. Wieso?
Naja, statt auf die Fahrbahn und Gegner, ist der Blick gebannt und schwitzend auf den Drehzahlmesser fixiert wo die Nadel zwischen Abwürge-Werten und oben, wo die Engels-Chöre jodeln und die Ventile durch das Blech der Motorhaube so kleine Beulen treiben im unregelmäßigen Takt hin und her pendelt. Derweil stauben einen die anderen her, als sitze man in einem dieser Mopedautos für führerscheinlose Dauertrinker.
Das hieß, erste Kurve P12.
Innerhalb der ersten paar Runden testet unser Teamchef (MichaW) immer stichprobenartig die Reaktionsfähigkeit und Wagenbeherrschung seiner Teammitglieder - gleich beim ersten Rennen fiel die Wahl auf mich:
Dreher vom Chef direkt vor mir in der ersten Spitzkehre - ich verreiße ordnungsgemäß - kann aber dadurch darauf einen eigenen Dreher nicht verhindern. (Nichtgenügend, Setzen!)
Nachdem das ganze restliche Feld endlich durch war, gings zurück auf die Strecke. Mit dem Lenkradkranz zwischen den Zähnen!
Dann aber langsam in den Rhythmus gekommen, die Reifen werden bei dem ja gottseidank schneller warm als Wasser in der Mikrowelle. Ich konnte dann im Verlauf des gesamten Rennens kontinuierlich an Boden gutmachen, wobei der moderate Reifenverschleiß und die kurzen Tankzeiten natürlich Einiges dazu beitragen.
Also, alles im grünen Bereich soweit, das Feld ist sortiert, die Boxenstopps abgeschlossen, Motorprozente ok, keine Überrundungsgefahr vorhanden, alles supi...
Bis in Runde 60.
Die Legitimation des anfänglich erwähnten Grund-Bauchwehs!
Es geschah am Ende der Zielkurve. Aus heiterem Himmel! Eigentlich war die Kurve bereits gegessen und ich stand schon seit gefühlten zweihundert Metern am Vollgas, der lässige Vorgang des Hochschaltens auf den dritten Gang lag schon weit hinter mir und vor mir, lang und breit die all-ründliche Kurz-Entspannungs-Zielgerade....aber der Wagen muß sich doch noch ein klein wenig im (ungefühlten) Hinterrad-Drift befunden haben!
Dieser Drift endete abrupt mit einem Geschehnis, das im Motorradsektor als "Highsider" bezeichnet wird

:
Das Heck schwenkt nach Grip-Wiedererlangung ruckartig nach rechts - man kurbelt mit aufgerissenen Augen und einer Art "Gesichtsbremse" noch kurz panikartig am Lenkrad hin und her um dann vor dem weiteren unabwendbaren Verlauf zu kapitulieren.

Mit einem Gesichtsausdruck, der eher an eine Lähmung erinnert beobachtet man - dann schon mehr durchs Seitenfenster - die auf einen zustürmende Leitplanke (wir sprechen hier von der Ziegeraden, d.h. 170, 180 Sachen)...
Tja, über die Leitplanke hinweg, dann satter Einschlag in den dahinter stehenden Bergekran, der mich gottseidank wieder über die Leitplanke zurückschickt. Auf dem Rasenstreifen neben der Zielgerade bewundere ich - dahin rutschend und drehend - den durchaus interessanten Eindruck, wie das Boxengebäude verkehrt herum aussieht.
Nachdem mich die Streckenposten wieder auf die Räder gestellt hatten, und wie durch ein Wunder der Motor wieder ansprang, mußte ich mich eine Runde um den Kurs schleppen, da ich für die Boxeneinfahrt schon zu weit vorne war.
Dabei war festzustellen, daß sich das linke Vorderrad anscheinend zwanglos vom Rest des Fahrzeugs befreit haben mußte um jetzt eigene Wege zu gehen.
Beim Reparieren wurde mir dann mit bedauernd säuerlicher Miene von meinem Chefmechaniker mitgeteilt, daß wahrscheinlich ein ETCC-Fan auf der Haupttribühne das Vorderrad als Souvenier mitgenommen haben mußte, da es nicht mehr zu finden war.
Aussteigen war zu dem Zeitpunkt aber keine Option, da unser Teamchef aufgrund des ausgegebenen obersten Ziels des Teams, Runden zu sammeln, beide Türen des Escort von außen zuschweissen ließ...
Also weiter mit 3 Rädern und dankenswerterweise ließen mich die Führungsfahrzeuge noch volle 6 Runden gewähren.
allerdings muß ich dazu sagen, daß ich mich nach einer halben runde dann verkehrt ins Auto gesetzt habe, da sich andere Fahrzeuge ausschließlich von hinten auf mich zu bewegten.
Als ich nach einem gefühlten Jahr ins Ziel kam, waren die Champusflaschen von der Siegerehrung schon beim Altglaskontainer und sie mußten den sabbernd über der Zeitentabelle eingschlafenen Rennleiter wecken, daß nun auch der Letzte im Ziel sei.
Sorry ans Team und Gratulation an alle Ankommer und natürlich die Top-Platzierten!!
LG
Spritty
P.S: Ob der Wagen und ich noch Freunde werden...man wird sehen... Immerhin hatte ich in 7 vollen ETCC Saisonen bis auf 1 einziges Rennen KEINEN Unfall und der war wegen des Lags eines Kontrahenten.